Schreiben oder telefonieren? Strategien zum Kennenlernen
Beim Kennenlernen auf der Strasse oder im Café spielen viele Sinne eine Rolle: Nase, Augen, Ohren und Fingerspitzen helfen bei der Partnerwahl. Im Internet dagegen gilt es, ins Gespräch zu kommen, ohne einander sehen zu können. Also in die Tasten hauen oder lieber gleich nach der Nummer fragen?
Den eingeschränkten Sinneskontakt bei der Online-Partnersuche sieht Parship-Coach Markus Ernst als grossen Vorteil. „Der Mensch ist ein ‚Augentier‘. Im Internet steht das Schreiben am Anfang der Bekanntschaft. Eventuell ‚blind machende‘ Oberflächlichkeiten spielen da erst mal keine Rolle.“ Beim schriftlichen Kontakt geht es schnell um Wesentliches für eine langfristige Beziehung: Welche Werte teilen wir? Was erwarte ich vom Leben? Was wünsche ich mir in einer guten Partnerschaft?
Im Schreiben zeigt sich der Held
Auch Menschen, denen eine schlagfertige Antwort grundsätzlich zwei Stunden später einfällt oder die bei Unbekannten erst einmal zurückhaltend sind, bekommen durch den Mailkontakt ihre Chance. Du kannst potenziellen Partnern dein Wesen zeigen und hast zugleich die Möglichkeit, an dir selbst ganz neue Seiten zu entdecken. Das ist auch ein Vorteil für die „Gegenseite“: Nicht jeder Partyfrosch eignet sich als „Jugendlicher Liebhaber“, und so manches stille Wasser entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als „Held“ in der Aufführung des eigenen Lebens.
Stimme als Baustein im Gesamtkunstwerk
Der Griff zum Telefonhörer bringt eine neue „Qualität“ ins Spiel und stellt einen wichtigen Schritt von der virtuellen in die reale Welt dar. „Im Gegensatz zum Schreiben kann ich am Telefon direkt auf Äusserungen reagieren. Das Gesagte kann unmittelbar erklärt werden, noch bevor sich verzerrte Bilder im Kopf des Gegenübers etablieren oder sich Missverständnisse ergeben“, schildert Psychologe und Psychotherapeut Markus Ernst die Vorzüge des Telefonkontaktes.
Keine Chancen vergeben
Allerdings telefoniert nicht jeder gern, und schon gar nicht mit jemandem, den man noch nie gesehen hat. Entsprechend holprig können Telefonate geraten. Deshalb: nicht vorschnell aus dem Verlauf des Gesprächs und dem Klang der Stimme abschliessende Konsequenzen ziehen. Das verbaut möglicherweise eine Chance, findet Markus Ernst, der als Parship-Coach sehr viel Telefonerfahrung besitzt. „Die Stimme wirkt unter Umständen ganz anders, wenn ich dem Menschen gegenübersitze.“ Wenn sonst alles stimmt, verdient die Liebe in jedem Fall eine Chance, rät der Beziehungsexperte. Schliesslich gehören zum „Gesamtkunstwerk Mensch“ neben der Stimme und der Schreibe noch viele weitere Komponenten. „Nicht umsonst sagen wir über Menschen, die wir nicht mögen, ‚Ich kann den nicht riechen‘.“
Warmreden hilft, die Liebe zu entdecken
Egal ob durch interessante Gedanken per E-Mail oder eine spritzige Unterhaltung am Telefon: Der Kontakt mit einer fremden Person regt die Phantasie an. Eine Handvoll Lebensdetails, eine vertraut wirkende Stimme oder ein geheimnisvoll scheinendes Foto genügen oft, damit sich in unserem Kopf das Bild des Idealpartners formt. Eine sehr verführerische Falle. Versuche deshalb, nicht zu viel zwischen den Zeilen zu lesen. Weder wochenlange Briefwechsel noch stundenlange Telefonate werden dir verraten, ob am anderen Ende Ihre grosse Liebe sitzt. Die sprichwörtliche Chemie lässt sich erst bei einem persönlichen Treffen überprüfen. Doch egal ob schriftlich oder mündlich: Sich dafür vorher schon einmal warm zu reden, zahlt sich in jedem Fall aus.
Maya Kristin Schönfelder/Parship