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Beziehungskrise: Und plötzlich ist da nur noch Streit

09.02.2017 Parship Redaktion

Die erste Verliebtheit ist vorbei, der Alltag kommt mit aller Macht und mit ihm die ersten kleinen und grossen Auseinandersetzungen. Das ist normal und förderlich für die Beziehung, ja geradezu ein „Must-have“ für eine aktive Partnerschaft. Was aber, wenn es plötzlich nur noch Streit, schwierige Situationen und Schweigemomente hagelt? Beziehungskrisen führen schneller als man denkt zur Trennung, obwohl die Krise selbst überwunden werden könnte. Was hilft? Krisen richtig einordnen, Anzeichen erkennen und Wege aus eingefahrenen Verhaltensmustern finden.

Die Anzeichen: Beziehungskrisen erkennen

Je länger man zusammen als Partner den Alltag teilt, desto eher kommt es zu Reibungspunkten. Manchmal sammelt sich Kritik an, die nicht direkt ausgesprochen, sondern verdrängt wird. Das allein ist zwar kein Grund, direkt von einer Beziehungskrise zu sprechen. In Kombination mit weiteren Verhaltensweisen sprechen Experten allerdings von kritischem Kommunikationsverhalten, was direkt in die Beziehungskrise führen kann. Beispiele dafür sind:

  • Geschlechtertypische Verarbeitung von Unzufriedenheit: Männer blocken schwierige Themen ab, Frauen neigen zum „Nörgeln“
  • fehlender Respekt zueinander und abwertendes Verhalten, vor allem auch im Beisein von anderen
  • fehlender Sex beziehungsweise mangelnde Intimität
  • der Wunsch nach gemeinsam verbrachter Zeit geht verloren
  • die Lebensplanung geht aneinander vorbei
  • der Partner wird in wichtige Entscheidungen kaum oder nur sehr beiläufig eingebunden
  • Streit ist der Normalzustand, nicht die Ausnahme in der Beziehung
     

Während Streitereien in manchen Beziehungen zur Tagesordnung gehören und regelmässig in leidenschaftlichen Nächten münden, sind sie in den meisten Partnerschaften echte Beziehungskiller. Schleichend verändert sich der Umgang miteinander, die Stimmung sinkt selbst bei Kleinigkeiten, der persönliche Austausch zu bedeutenden Themen wird auf Freunde oder andere Familienangehörige verlagert. Der Partner selbst scheint sich immer weiter von einem zu entfernen. Beziehungsexperten sprechen von einem steigenden Grad der Entfremdung.

Kritische Anzeichen für Beziehungskrisen

#1: Wenn die Lebensplanung voneinander abzuweichen beginnt. Insbesondere Frauen neigen dazu, sich den Partner und seine Einstellung zu Familie und Co. in der ersten Verliebtheitsphase schönzudenken. Ist die Partnerschaft eingespielt, stehen die eigenen Lebensentwürfe wieder stärker im Vordergrund. Wer eigentlich Kinder möchte, aber wegen des Partners darauf verzichten muss, wird schneller unzufrieden sein. Die Anzahl der Streitereien steigt an, abwertendes und respektloses Verhalten tritt zutage. Gleiches gilt natürlich, wenn ungeplante Schwangerschaften das eigentlich kinderlose Paar auf eine ganz andere Beziehungsebene heben. Wer nie Vater oder Mutter sein wollte, findet sich plötzlich in einer neuen und sehr fordernden Rolle wieder. Damit kommen Partner mal mehr, mal weniger gut zurecht. Besonders das erste Jahr der Elternschaft scheint Beziehungen zu belasten. Die Trennungsraten sind hier am höchsten. Wenig überraschend, denn Schlafmangel, finanzielle Sorgen und gleichzeitig das Einfinden in die Elternrolle bewältigen zu müssen, fördert Streitereien und schafft auf den ersten Blick wenig Verbundenheit.

#2: Ähnlich kritisch ist es, wenn der Partner bei wichtigen Entscheidungen gar nicht oder nur sehr beiläufig informiert wird. Gründe dafür können sowohl das Gefühl sein, damit kritischem Nachfragen aus dem Weg zu gehen als auch der Entschluss, die eigenen Lebensziele kompromisslos zu verfolgen. Der Partner fühlt sich übergangen, wenig wertgeschätzt und wird seinerseits kompromissloser seine Ziele verfolgen.

#3: Finanzieller Druck und Streitereien über das liebe Geld stehen ebenfalls ganz weit vorn auf der Liste der Trennungsgründe. Er oder sie gibt zu viel davon aus, verdient zu wenig oder verwendet es für die falschen Sachen. Existenzängste bedeuten Stress, Stress führt zu harten Worten und einem harschen Umgang miteinander. Wer für eine Übergangszeit kritische finanzielle Zeiten überstehen muss, kann als Paar daran wachsen. Beispielsweise, indem gemeinsame Strategien dazu entwickelt werden, kostenneutrale Hobbys begonnen oder bestimmte Ausgaben wie gemeinsame Essen und Kinoabende achtsam zelebriert werden. Stehen die negativen Aspekte im Vordergrund, führt die Sorge um Einkommen und Ausgaben eher zum Streit.

Ein höheres Einkommen führt dabei nicht unbedingt zu weniger Krisen, nur die Themen verlagern sich dann eher in andere Bereiche.

Besonders typische Stressverursacher und damit Beziehungskiller sind:

  1. unerfüllter/einseitiger Kinderwunsch
  2. Schwangerschaft
  3. fehlende Paarzeit durch Kind(er)
  4. Differenzen und Belastungen durch eine kritische Finanzlage
  5. Eifersucht
  6. Untreue & Seitensprünge
  7. Sexfrust

Fehlende Kommunikation ist in der Summe immer ein Anzeichen für Beziehungskrisen, schliesslich schafft Kommunikation eine gemeinsame Basis und macht Beziehungsarbeit erst möglich.

Beziehungskrise: Ab wann wird es ernst?

Krisensituationen in der Beziehung beginnen fast immer schleichend und lange, bevor es in harten Streitereien, einem Seitensprung oder der Trennung mündet. Kleine Verletzungen, vergessene Termine und Absprachen. Vermehrt tauchen in den Köpfen der Partner Sätze auf wie

  • „Warum rede ich überhaupt? Er/sie hört mir ja doch nicht zu!“
  • „Ich werde gar nicht wahrgenommen.“
  • „Ich bin ihm/ihr total egal.“
     

Mit etwas Beziehungsarbeit kann hier angesetzt werden, um bewusst wieder Nähe aufzubauen und die Liebe zum Partner zurück in den Mittelpunkt zu holen. Körperkontakt, gemeinsame Aktivitäten und intensive Gespräche sind dafür notwendig.

Das Füreinander- und Miteinanderarbeiten kosten sowohl Zeit als auch Kraft und sollte von beiden Partnern intensiv gewünscht sein. Mit kleinen Schritten kann die Gemeinsamkeit gefördert werden. Eine Studie der Universität Aberdeen fand bei der Befragung von Studenten heraus, dass bereits das gemeinsame Schauen von Serien die Zufriedenheit in der Beziehung steigerte. Gemeinsames Essengehen, aber auch ein geteiltes Hobby und Interessen bringen entfremdete Partner näher zueinander.

Wenn das allerding entweder

a) völlig sinnlos zu sein scheint, weiteren Streit provoziert und/oder
b) vom Partner überhaupt nicht ernst genommen wird/seine Wichtigkeit angezweifelt wird,

dann ist die Beziehungskrise kaum aufzuhalten.

In Krisenzeiten: Zwischen Sexfrust und Trennungsgedanken

Das typische Verhalten von Männern und Frauen in einer Beziehungskrise?

Er sucht körperliche Nähe und insbesondere Sex, um die Verbindung zur Partnerin wieder herzustellen, ist aber gleichzeitig nur selten offen für lange, klärende Gespräche.

Sie dagegen kann in der Krise körperliche Nähe nur schwer ertragen, weist den Partner ab und besteht auf ausführliche Dialoge, um der Krise auf den Grund zu gehen.

Käme jede Seite der anderen etwas entgegen, wären die Krisenzeiten schneller überwunden. Tatsächlich fällt der Fokus an diesem Punkt der Partnerschaft viel eher auf alles Trennende, Störende. Die vergessenen Socken, die hohen Ausgaben beim Shopping, die langen Abende mit Freunden oder die Überstunden in der Arbeit: Sie scheinen plötzlich überall zu sein, ständig vorzukommen, alles zusätzlich zu belasten.

Eine Beziehungsexpertin zeichnete das spannende Bild einer Torte als Sinnbild für die lebendige Beziehung. Unangetastet, eine schmackhafte und stimmige Komposition – so wie die Beziehung meist zu Beginn eben aussieht. Später fehlen einzelne Stücke, so wie in der anhaltenden Partnerschaft Lücken auftauchen, weil der Sex weniger wichtig wird, der Job mehr Raum einnimmt oder die Lebensplanung doch nicht so optimal aufeinander abgestimmt zu sein scheint. Diese Lücken seien wie fehlende Tortenstücke zu werten, die in der Krise eher von aussen dazu geholt werden. Die Bestätigung im Job, die die fehlende Anerkennung daheim kompensiert, der Chatpartner, der die erotische Ausstrahlung bestätigt, die Freundin, mit der sich bis morgens um drei über Gott und die Welt reden lässt. Das könne für die meisten Beziehungen funktionieren, auch wenn die Qualität der gemeinsamen Basis ausgedünnt sei. Manchmal aber kommt von aussen eine dritte Person dazu – und der Seitensprung steht im Raum.

Denn mit dem Fremdgehen ist die Spannung, das Abenteuer und die Erotik wieder mitten drin im Alltag. Allerdings ist es auch hier wieder nicht von Dauer, denn die Spannung lässt nach. Oder der Partner findet alles heraus. Spätestens jetzt steht bei den meisten Paaren die Trennung im Raum.

Ob mit oder ohne Seitensprung, die Beziehung ist an einem gefährlichen Punkt angekommen, wenn vor allem die Bestätigung und Betätigung ausserhalb der Beziehung für Glück und Entspannung sorgen.

Professionelle Unterstützung für die Partnerschaft – oder die Trennung

So schwer es mitten in der Krise auch ist, Beziehungsarbeit beginnt nie mit einem leeren Blatt. Schliesslich gab es am Anfang Liebe, Gemeinsamkeiten und den Wunsch nach einem gemeinsamen Leben. Wenn sich die Kommunikation bei Paaren schwierig gestaltet und sich die Fronten aufgrund von Seitensprung, Affäre oder anderen Vertrauensbrüchen verhärtet haben, dann kann eine Auszeit Erfolg versprechen. In dem Fall nehmen sich die Partner zurück, besinnen sich auf eigene Wünsche und konkrete Ziele und prüfen, inwieweit sie den Partner oder die Partnerin tatsächlich in ihrem Leben wünschen.

Die harte Wahrheit: Wer hier nicht vermisst wird, wenn der Alltag prima ohne Partner läuft, dann ist die Beziehung an einem Punkt ohne Wiederkehr. Denn eigentlich sollte das gemeinsame Leben auch während einer kurzzeitigen Trennung vermisst werden. Hier ist es wichtig, der Beziehung einen sauberen Schnitt zu gönnen. Für die spätere Partnersuche sind nicht aufgearbeitete Beziehungsprobleme ein ziemlicher Ballast, den man besser so früh wie möglich ablädt.

Eine andere Lösung für Beziehungsprobleme besteht in professionellem Coaching – die klassische Eheberatung oder Paartherapie kennt hier verschiedene Ansätze. Dabei ist es wichtig, dass sich beide Partner darauf einlassen und Vertrauen zu dem Coach, Berater oder Therapeuten aufbauen. Beziehungscoachings sind noch relativ neu, aber meist mit kurzen Buchungsfristen erreichbar. Manche Coaches bieten Wochenend-Seminare an oder Intensivbetreuung, für Paare in Fernbeziehung auch durchaus mithilfe von Skype und Co. Für die klassische Psychotherapie braucht es dagegen einen langen Atem, die Termine sind meist auf lange Sicht ausgebucht.