Zwei Wochen Vaterschaftsurlaub? Von wegen! Die Jungen wollen eine massiv längere Elternzeit

14.06.2020 Katharina Hemmelmair
Wie eine repräsentative Studie der Online-Partneragentur Parship.ch bei mehr als 1‘500 Frauen und Männern in der Schweiz zeigt, sind vor allem jüngere Schweizerinnen und Schweizer von der Einführung des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs überzeugt. Sie versprechen sich mehr Unterstützung für Frauen nach der Geburt sowie eine nähere Bindung des Vaters zum Kind. Ein Drittel der Befragten würde sogar eine massiv längere Elternzeit befürworten.

Zürich,

Drei Viertel der 1‘500 befragten Männer und Frauen in der Schweiz sind grundsätzlich zufrieden mit der Einführung des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs. Das gilt insbesondere für Bern (80%) und dem Mittelland (78%), während Genf (73%) und Zürich (72%) etwas verhaltener reagieren. Es zeigt sich kein Unterschied zwischen den Geschlechtern, wohl aber zwischen den Generationen: Am zufriedensten mit dem zweiwöchigen Urlaub sind die 18 bis 29-Jährigen (80% vs. 68% bei den über 60- Jährigen). Die Zufriedenheitsrate variiert auch nach folgenden Kriterien:

  • Befragte mit tiefer Ausbildung zeigen sich zufriedener als Mittel- oder Hochgebildete (82% vs. 73% vs. 75%).
  • Befragte mit Kleinkindern sind zufriedener als solche mit minderjährigen Kindern (84% vs. 79%) oder solche, deren Kinder schon volljährig sind (71%).
  • Befragte, die ihre Partner online kennengelernt haben, zeigen sich deutlich zufriedener mit der Einführung des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs als solche mit Offline-Partnern (81% vs. 73%).

Entlastung für die Mutter, Bindung für den Vater

Geht es um mögliche Auswirkungen des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs, zeigen sich vor allem die unter 30-Jährigen von folgenden Vorteilen überzeugt:

  • Sie glauben am häufigsten, dass Männer ihre Frauen nach der Geburt besser unterstützen können (68% vs. 55% der über 40-Jährigen) 
  • 60% von ihnen glauben, dass Männer in diesen zwei Wochen mehr Bindung zum Kind aufbauen können (über 40-Jährige: 40%)
  • Dass Männer zeigen können, dass sie ihre Vaterpflichten ernst nehmen (37% vs. 28% bei ü 40) und im Umgang mit dem Kind kompetenter werden (35% vs. rund 25%)
  • Lediglich 5% glauben, dass sich nichts ändern wird und die Mütter sich weiterhin hauptsächlich um die Kinder kümmern, während dies bei den über 40-Jährigen rund 16% tun

Ein Tag oder 38 Wochen Urlaub? Die Meinungen gehen auseinander

Trotz der hohen Zufriedenheitsrate sind 44% der Männer und 34% der Frauen der Meinung, dass es keine Änderung beim Vaterschaftsurlaub von einem gesetzlichen Tag gebraucht hätte. Dieser Meinung schliessen sich allerdings nur 8% der unter 30- Jährigen und 28% der unter 40-Jährigen an (über 60-Jährige: 57%). Vor allem die Deutschschweizer finden, es hätte alles beim Alten bleiben können (41 vs. 32% Westschweizer), allen voran die Ostschweizer (60%) und die Freiburger (54%).

Rund ein Drittel der Befragten (33% Männer, 39% Frauen) und vor allem Jüngere hätten am ehesten eine Elternzeit von insgesamt 38 Wochen befürwortet (u30: 55%, u40: 40%, u50: 33%). Auch Hochausgebildete (46% vs. 28% mittlere und 30% tiefe Ausbildung) sowie Singles (41% vs. 33% Liierte) schliessen sich dieser Meinung an.

Die Befragten finden, die Schweiz könne sich eine Elternzeit leisten

Die meisten sind überzeugt davon, dass sich eine Elternzeit positiv auf die Bindung zwischen Eltern und Kind auswirkt (Frauen 87%, Männer 80%). Bei den unter 30- Jährigen glauben dies gar 90%, und bei den über 60-Jährigen immer noch 74%. Knapp drei Viertel der Altersgruppe unter 30 zeigt sich zudem überzeugt, dass die Schweiz sich eine solche Elternzeit leisten kann. Je älter die Befragten, desto mehr nimmt diese Zustimmung ab. Dennoch sind auch noch 51% der über 60-Jährigen dieser Meinung.
Anders sieht es jedoch im Hinblick auf einen möglichen Karriereknick aus: Hier glauben 43% der Männer, aber nur 29% der Frauen, dass eine lange Elternzeit den Männern beruflich schaden würde.

Am wenigsten beliebt scheint die Variante des vierwöchigen Vaterschaftsurlaubs zu sein: Lediglich 16% der befragten Frauen und Männer, aber 31% der unter 30- Jährigen und 22% der unter 40-Jährigen, hätten gern über diese Variante abgestimmt.

 

Über die Studie: Die Studie wurde vom 12. bis 30. Dezember 2019 vom digitalen Markt- und Meinungsforscher Unternehmen marketagent.com durchgeführt. Befragt wurden 760 Frauen und 769 Männer von 18 bis 69 Jahren in der Schweiz (Westschweiz, Raum Zürich, Raum Bern, Ostschweiz, Mittelland, Zentralschweiz, Nordwestschweiz und Graubünden).