Schweizer setzen auf Diskretion in der Beziehung
Was der Partner nicht weiss, macht ihn nicht heiss. Dieser Meinung sind zumindest 66% der derzeit in Partnerschaft lebenden Schweizer: Doch welche Geheimnisse behalten die meisten am ehesten für sich? Welche Geständnisse wären ein Trennungsgrund? Und wo werden Dinge, die der oder die Liebste besser nicht finden sollte, am häufigsten versteckt? In einer repräsentativen Umfrage hat PARSHIP.ch in der deutschen und französischen Schweiz 686 in Partnerschaft lebende Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren um ihre Meinung gefragt.
Knapp die Hälfte der Befragten (45%) findet demnach, dass jeder das Recht hat, dem Partner gewisse Dinge nicht zu erzählen. 19% der Männer, aber nur 13% der Frauen würden ein Geheimnis für sich behalten, um den Partner nicht zu belasten oder die Partnerschaft nicht zu gefährden. Rund 6% finden, dass Geheimnisse in einer Partnerschaft durchaus prickelnd sein können. Für 37% der Frauen und 29% der Männer sollte in einer Beziehung jedoch kein Platz für Geheimnisse sein.
Parship-Psychologin Barbara Beckenbauer meint dazu: „Es zeigt sich, das Geheimnis nicht gleich Geheimnis ist; Generell kann man sagen, dass in einer Liebesbeziehung nicht alle Karten gleich auf den Tisch gelegt werden müssen. Eine Beziehung braucht immer auch etwas Unausgesprochenes. Ein Partner sollte etwas Geheimnisvolles beibehalten, das macht ihn spannender und attraktiver. Wer die Anzahl der bisherigen Sexualpartner, seine sexuellen Fantasien oder auch den Stand seiner Bankkonti lieber für sich behält, tut seiner Beziehung letztlich vielleicht sogar einen Dienst. Drogenkonsum oder sexuell übertragbaren Krankheiten machen dabei jedoch eine Ausnahme, denn dies muss der Partner wissen. Etwas delikater ist die Frage, ob man den Seitensprung besser für sich behält oder nicht. Dazu gibt es leider kein Patenrezept und es muss von Situation zu Situation und von Person zu Person entschieden werden.“
Am vehementesten vertreten übrigens die Nordwestschweizer (80%) die Meinung, dass man in einer Partnerschaft durchaus auch Geheimnisse haben darf (CH: 66%), während Berner (47%) am meisten Offenheit von ihren Partnern (CH: 34%) erwarten. Obwohl zwei Drittel der Befragten angegeben, dass jeder in der Partnerschaft das Recht auf Geheimnisse hat, schützen gleichzeitig rund drei Viertel (74%) ihre Privatsphäre nicht speziell und gewähren dadurch dem Partner quasi uneingeschränkten Zugriff auf alles. Nur 15% der Frauen und 9% der Männer haben für delikate Dinge ein sicheres Versteck in der Wohnung oder im Haus. Weitere 13% der Männer und 10% der Frauen schützen Laptop und Handy mit einen Passwort, während lediglich 4% der Befragten ihre Geheimnisse im Büro aufbewahren.
Fremdgehen ist bestgehütetes Geheimnis in Schweizer Beziehungen
Von jenen Begebenheiten, die die Schweizer ihrem Partner oder ihrer Partnerin am ehesten verschweigen, belegt der Seitensprung mit 24% Platz Eins. Vor allem Männer verheimlichen lieber ihre Untreue: 29% würden einen Seitensprung nicht beichten. Und auch den einen oder anderen Flirt nebenbei möchten 23% nicht offen zugeben. Frauen sind in diesen Punkten etwas aufrichtiger. Nur jede Fünfte würde einen Seitensprung für sich behalten, und Flirts nebenbei verleugnen nur knapp 19%. Tatsächlich würde das Geständnis eines Seitensprungs für 68% der Frauen und 51% der Männer die Beziehung auf eine harte Probe stellen oder gar zum Bruch führen.
Auf Diskretion wird in der Schweiz gesetzt, wenn es um die Anzahl der bisherigen Sexualpartner geht: Rund 18% der Schweizer würden diese lieber nicht gegenüber dem Partner bzw. der Partnerin ausplaudern. Und auch beim Mitteilen gewisser sexueller Präferenzen und Fantasien gibt man sich gerne bedeckt. Knapp 20% der Männer würden sexuelle Vorlieben oder erotische Fantasien vor ihrer Partnerin verschweigen, aber nur jede zehnte Frau würde diese gegenüber dem Partner verheimlichen.
Auffallend ist, dass Zentralschweizer (37%) und Ostschweizer (31%) schweizweit am häufigsten Seitensprünge oder Flirts verschweigen würden (CH: 24%). Bei der Anzahl der bisherigen Sexualpartner würden sich vor allem Zürcher (24%) dazu nicht äussern wollen
(CH 18%).
So verschwiegen sich die Schweizer hinsichtlich ausserpartnerschaftlichen Tête-à-Têtes geben, auf Offenheit wird gegenüber dem Partner bzw. der Partnerin in punkto Drogenkonsum (25%), sexuell übertragbarer Krankheiten (22%) oder einer anderen sexuellen Orientierung (19%) gesetzt. Nur weniger als 5% der Befragten würden dies in einer Beziehung verheimlichen. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in der Partnerschaft lohnt sich durchaus: Immerhin ein Viertel der Männer und 15% der Frauen geben an, ihren Partner wegen eines unangenehmen Geständnisses – unabhängig davon, worum es sich dabei handelt – sicher nicht zu verlassen.