Sackgasse Seitensprung
Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung hat schon Erfahrungen mit Seitensprüngen gemacht: 13% sind ein oder mehrmals fremdgegangen, 12% wurden vom Partner oder der Partnerin betrogen und weitere 9% haben beides erlebt. Oder anders gesagt: rund 23% der Befragten haben betrogen und 21% wurden schon mal betrogen.
Männer geben öfter an, fremd gegangen zu sein (25%, gegenüber 20% Frauen), während Frauen häufiger betrogen wurden (23%, gegenüber 18% Männern) – oder es zumindestgeher bemerkt haben. Unterschiede zeigen sich auch in punkto Beziehungsstatus: Singles
geben markant häufiger an, von ihren Partnern betrogen worden zu sein (31%) als ingPartnerschaft Lebende (17%), während Ledige (24%) und Geschiedene (34%) in diesergHinsicht mehr negative Erfahrungen gesammelt haben als Verheiratete (15%).
PARSHIP-Psychologin Barbara Beckenbauer wundert dieser Befund nicht: „Der Vertrauensbruch, der durch den Seitensprung entsteht und der damit verbundene Schmerz ist sicherlich oft Grund dafür, dass viele der Singles darüber tief verletzt sind und lange brauchen, bis sie es wieder wagen, sich auf einen anderen Menschen einzulassen.“
Auch regional variiert das Fremdgeh-Verhalten der Bevölkerung: Überdurchschnittlich viele Fremdgeher tummeln sich in der Zentralschweiz (28%), dem Mittelland und der Ostschweiz (je 24%), während es in der Westschweiz am wenigsten Seitenspringer gibt (21%). Auf der anderen Seite wurden die Befragten in der Zentralschweiz (26%) und in der Westschweiz (24%) am häufigsten von ihren Partnern betrogen. Nur 51% der Zentralschweizer geben an, noch nie aktiv oder passiv Erfahrungen mit Seitensprüngen gemacht zu haben, während es bei den Nordwestschweizer und Bernern 66% bzw. 62% sind (CH Durchschnitt: 60%).
Frauen bereuen einen Seitensprung entweder sehr stark (29%) oder überhaupt nicht (28%), während die restlichen 43% zwischen „ein wenig bereuen“ und „eher nicht bereuen“ schwanken. Männer sind in dieser Frage weniger bestimmt: Nur 16% bereuen ihr Fremdgehen ganz klar, und weitere 17% kein bisschen, während die restlichen 67% eher zu einem „Jein“ tendieren.
Fremdgehen bleibt selten ein Geheimnis
Geht es ums Beichten des Seitensprungs, waren in Partnerschaft Lebende klar zurückhaltender (35%) als Singles (48%), genauso wie Verheiratete weniger beichtfreudig waren (32%) als Geschiedene (41%) oder Ledige (49%). Das könnte gemäss Barbara Beckenbauer auch eine Erklärung dafür sein, warum diese immer noch liiert seien, denn bei der Hälfte der Paare ging die Beziehung nach der Beichte entweder nach einer Weile (31%) oder sofort (18%) in die Brüche.
Bei den Betrogenen zeigen Frauen die feineren Antennen für den Seitensprung des Partners als Männer: Über zwei Drittel von ihnen geben an, es selbst herausgefunden zu haben (70%, Männer 52%). Die Übrigen wurden von ihren Partnern darüber in Kenntnis gesetzt. Jeder fünfte Mann (22%) und jede achte Frau (12%) wünschen sich aber, sie hätten es nie erfahren.
War der Schaden aber erst mal angerichtet, versuchten knapp zwei Drittel die Beziehung zu kitten, indem sie zum Beispiel mit dem Partner viel darüber sprachen (18%), sich ihm gegenüber sehr bemühten (15%) oder versuchten, das Ganze zu vergessen (15%). Lediglich 6% haben mittels einer Therapie professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Doch 39% der Befragten haben von Anfang an aufgegeben und erst gar nicht versucht, die Beziehung wieder zu reparieren.
„Obwohl sich die meisten bewusst sind, mit einem Seitensprung ihre Partnerschaft aufs Spiel zu setzen, passiert es trotzdem häufiger als man denkt“, weiss Barbara Beckenbauer. „Kommt der Seitensprung heraus oder entscheidet man sich, ihn zu beichten, sollte man mit dem Partner auf jeden Fall reden, falls es einem mit der Beziehung Ernst ist. Manchmal nützt auch die Hilfe durch einen neutralen Dritten: eine Paartherapie oder ein Coaching, welches aus nur wenigen Sitzungen bestehen kann, können durchaus helfen, eine Partnerschaft zu retten.“