Rückzug oder weiter daten? Was Phänomene wie Ghosting oder Benching auslösen
Die Umgangsformen beim Online-Dating lassen oft zu wünschen übrig. Vor allem, wenn Personen hingehalten, Hoffnungen geweckt und danach zunichte gemacht, Herzen verschenkt und gebrochen werden – oder man gar ungefragt Nacktbilder vom Genitalbereich zugeschickt bekommt.
Wie eine vom digitalen Markt- und Meinungsforscher Unternehmen marketagent.com repräsentative Studie mit 1‘000 Frauen und Männern im Alter von 18 bis 69 Jahren in der Schweiz zeigt, haben rund 46 Prozent aller Schweizer:innen schon schlechte Erfahrungen beim Online-Dating gemacht. Dies vor allem im Bereich Ghosting, gefolgt von Zombie-ing und Benching.
Die folgende Übersicht zeigt, welche Dating-Phänomene* die Befragten bereits erlebt oder selbst schon angewendet haben:
Ist mir schon passiert | Habe ich selbst schon einmal gemacht | |
Ghosting | 27% | 22% |
Dickpics / Nudes | 17% | 13% |
Zombie-ing | 24% | 18% |
Benching | 17% | 20% |
Parallel Dating | 18% | 25% |
Cushioning | 18% | 17% |
Frauen haben etwas häufiger schlechte Erfahrungen gemacht als Männer (49% vs. 43%). Ebenso sehen sich jüngere häufiger mit diesen Dating-Phänomenen konfrontiert als ältere Befragte. Einen Röstigraben hingegen gibt es nicht, die Werte zwischen der Deutsch- und Westschweiz sind praktisch identisch.
Umgangsformen, die guttun statt verletzen
Dazu Parship.ch-Psychologin Dania Schiftan: „Zurückweisungen sind immer schmerzlich und respektloses Verhalten beim Dating kann Schaden verursachen. Zudem verstärkt sich der Effekt wie eine Abwärtsspirale: Wenn jemand respektlos behandelt wird, verleitet es diese Person vielleicht dazu, früher oder später auch so gegenüber jemand anderem aufzutreten.» Deshalb plädiert Parship für «Healthy Dating», also gesundes Daten, das wertschätzend, respektvoll und verbindlich ist. «Es geht darum, beim Dating wieder bewusst Umgangsformen zu pflegen, die guttun statt verletzen. Jeder sollte sein Date oder seine neue Bekanntschaft so behandeln, wie er:sie es sich für sich selbst wünscht. Im Bewusstsein, dass hinter den Profilen reale Menschen mitsamt ihrer Gefühlswelt stehen», ergänzt Schiftan.
Wie aber gehen die Betroffenen mit den negativen Erfahrungen um?
Folgende Reaktionen wurden am häufigsten genannt (wobei auffällt, dass Männer und Frauen nahezu gleich reagieren):
- Durch schlechte Erfahrungen beim Dating sinkt meine Motivation, aktiv nach eine:m Partner:in zu suchen (Frauen 30%, Männer 27%).
- Durch schlechte Erfahrungen fällt es mir schwerer, mich auf jemand Neues einzulassen (F 29%, M 23%)
- Ich nehme negative Erfahrungen nicht persönlich und lasse sie schnell hinter mir (F 25% , M 27%)
- Negative Erfahrungen färben auf mein eigenes Verhalten ab und ich ertappe mich dabei, ebenfalls unpersönlicher zu schreiben oder Personen zu ignorieren (F 13%, M 17%)
Rund 30 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass man mit Menschen, die man online kennenlernt, genauso häufig gute oder schlechte Erfahrungen macht, wie mit Menschen, die man offline trifft. Nur 22 Prozent glauben, dass man im Rahmen von Online-Dating häufiger schlechtere Erfahrungen macht als wenn man jemanden z.B. beim Ausgehen, beim Job, im Freundeskreis usw. kennenlernt. So gibt auch nur eine von zehn Personen an, die eigene Dating-Strategie nach schlechten Erfahrungen zu ändern und z.B. woanders nach eine:m Partner:in zu suchen.
Dating-Phänomene
Ghosting: Ein beginnendes Kennenlernen oder bereits feste Beziehung plötzlich und ohne Erklärung beenden und den Kontakt abbrechen.
Zombie-ing: Sich einige Zeit nach plötzlichem Kontaktabbruch wieder melden und so tun, als ob nichts gewesen wäre.
Benching: Sich jemanden warmhalten, obwohl das eigene Interesse mässig ist, bis man jemand „Besseren“ trifft.
Parallel Dating: Mit zwei oder mehreren Menschen gleichzeitig ausgehen.
Cushioning: Neben einer eigentlichen Beziehung noch romantische Verabredungen mit anderen haben, um im Falle des Falles eine „Reserve“ zu haben und nicht allein zu sein.
Dickpics / Nudes: Ungefragt fremden oder bekannten Personen Nacktfotos (Genitalbereich) schicken.
Über die Studie: Die Studie wurde vom 10. Juni bis 26. Juni 2022 vom digitalen Markt- und Meinungsforscher Unternehmen marketagent.com durchgeführt. Befragt wurden 1‘000 Frauen und Männer von 18 bis 69 Jahren in der Schweiz, (Westschweiz, Raum Zürich, Raum Bern, Ostschweiz, Mittelland, Zentralschweiz, Nordwestschweiz und Graubünden).
Über die Parship-Kampagne «Healthy Dating» In der Kampagne «Healthy Dating» ruft Parship seine Mitglieder dazu auf, wieder verbindlicher zu daten. Damit dies gelingt, werden bei Parship sämtliche Profile überprüft, damit falsche Profile keine Chance haben. Rund 60 Kundenservice-Mitarbeiter:innen prüfen zudem alle Profiltexte und Bilder, um Partnersuchende vor unangebrachten Inhalten zu schützen. Auch besteht die Möglichkeit, einen Match höflich zu verabschieden, statt diesen zu ghosten. Und Copy-Paste-Nachrichten gibt es keine – genauso wenig wie Erst-Nachrichten, die aus nur zwei Wörtern bestehen.