Ostschweizer Paare haben das beste Sexleben … aber es könnte noch besser sein

24.08.2017 Katharina Hemmelmair
Punkto Sexleben ist in der Ostschweiz die Welt für Paare in Ordnung. Dies zeigt eine neue, bevölkerungsrepräsentative Studie der Online-Partneragentur Parship.ch. Demzufolge haben Paare in der Ostschweiz von allen Landesteilen das intensivste und befriedigendste Sexleben. Im Vergleich zu anderen Faktoren, die die Zufriedenheit mit der Partnerschaft beeinflussen, wie zum Beispiel der Familie, besteht bei der Sexualität in Partnerschaften allerdings in der ganzen Schweiz Nachholbedarf.

Zürich,

Gemäss der im Juni in der deutschen und französischen Schweiz durchgeführten Studie sind Paare mit ihrem Familienleben am glücklichsten: 56% der in einer Partnerschaft lebenden befragten Frauen und Männer sagten aus, sie seien damit „sehr zufrieden“ und weitere 35% gaben an „zufrieden“ zu sein. Auch hinsichtlich gemeinsam verfolgter Ziele im Leben ist die Zufriedenheit hoch: 47% sagen dazu, sie seien „sehr zufrieden“ und weitere 40% sagten, sie seien „zufrieden“.

Wesentlich geringer fallen die Zufriedenheitswerte beim Thema Sexualität aus: Nur 33% der in einer Partnerschaft lebenden Befragten gaben an, diesbezüglich „sehr zufrieden“ zu sein. Weitere 38% sind immerhin „zufrieden“.

Mit seiner bevölkerungsrepräsentativen Umfrage ging Parship.ch der Frage nach, wie zufrieden die Schweizer Paare sind und was die Gründe für die vergleichsweise tiefen Zufriedenheitswerte bei der Sexualität sind. Gleichzeitig wurde geforscht, wie wichtig Sexualität in der Partnerschaft ist und ob es sich damit in der ganzen Schweiz gleich verhält.

Regionale Unterschiede

Letzteres ist nicht der Fall. Die Studie zeigt hinsichtlich Sexleben verschiedene regionale Unterschiede. So haben in der Ostschweiz und in der Romandie 56 Prozent der in Partnerschaft lebenden befragten Männer und Frauen mindestens einmal pro Woche Sex. Dies ist deutlich mehr als in Bern oder der Zentralschweiz (je 50%), Zürich (49%), dem Mittelland (47%) oder Basel und der Nordwestschweiz (42%).

Im gesamtschweizerischen Durchschnitt sagte etwas mehr als die Hälfte der Befragten (51%), sie hätten ein- oder mehrmals pro Woche mit ihrem Partner Sex.

Auch punkto Zufriedenheit mit dem Sex liegen die Ostschweizer Paare leicht vorne: 66% gaben an, „ein erfülltes Sexleben zu haben“. In der Romandie und im Mittelland behaupten dies von sich 63% und im Raum Zürich 62%. Dies entspricht dem Schweizer Durchschnitt. Bern liegt in dieser Beziehung mit 65% darüber.

Die Paare in der Nordwestschweiz sind punkto Zufriedenheit mit dem Sexleben schweizerisches Schlusslicht: Nur 56% der in Basel und den anderen Nordwestschweizer Kantonen lebenden Befragten erachten ihr Sexleben als erfüllt.

Ab dem sechsten Jahr hapert es

Die Studie verdeutlicht, dass mit Dauer der Beziehung die Zufriedenheit mit der Sexualität abnimmt. In den ersten fünf Jahren ihrer Partnerschaft sind demzufolge rund 79% der Paare mit ihrem Sexleben zufrieden. Ab dem sechsten Beziehungsjahr sind es nur noch 70%.

Ab dann lässt die Freude und Lust nach Sex rapide nach: Sie sinkt von 82% auf 65%. Entsprechend nimmt auch die Häufigkeit von Sex ab: Bei den meisten Paaren geht sie von 2 bis 3 Mal pro Woche auf 2 bis 4 Mal pro Monat zurück. Gleichzeitig steigt der Anteil jener, die den Sex mit dem Partner zwar gut finden, im Alltag aber selten auf die Idee dazu kommen, im gleichen Beziehungszeitraum von 38% auf 45%.

„Die Umfrage zeigt, dass man oft auch in längeren Beziehungen Lust auf Sex hat. Aber Häufigkeit und Zufriedenheit nehmen trotzdem ab, weil man sich zu wenig darum „kümmert“, sagt Sexualtherapeutin Dania Schiftan. „Deshalb gilt beim Sex dasselbe wie mit allen anderen Partnerschaftsthemen, mit denen man unzufrieden ist: Man muss sie offen ansprechen und selber die Initiative ergreifen, damit es besser wird.“

Trotz weniger Sex bessere Beziehung

Die abnehmende Zufriedenheit mit dem Sexleben bedeutet nicht, dass es sich mit der Beziehung als Ganzes gleich verhält. Im Gegenteil: 59% der in einer Partnerschaft lebenden Befragten geben an, dass sich ihre Beziehung insgesamt im Lauf der Zeit verbessert hat, weitere 19% beschreiben sie als „unverändert“.

Denn Sex ist zwar ein wichtiger Faktor für die Beziehungszufriedenheit. Aber ebenso wichtig sind Familie, Interessen, gemeinsame Ziele, Finanzen, Alltagsgestaltung sowie Gesprächs- und Streitkultur. Zwar nimmt auch bei den meisten dieser Faktoren im Verlauf der Zeit die Zufriedenheit ab, doch diese Abnahme ist vergleichsweise gering. Und in gewissen wichtigen Bereichen wie Familie oder Finanzen nimmt die Zufriedenheit im Verlauf der Zeit sogar zu.

Berner Paare sind am häufigsten lange Zeit zusammen

Die Forschungsstudie von Parship.ch befasst sich auch mit den Fragen, wo man seinen Partner oder seine Partnerin kennengelernt hat und wie lange man als Paar zusammen ist:

Von den 1‘500 Befragten gaben 63% an, in einer Partnerschaft zu leben, während 37% sich als Single bezeichneten – so viele wie noch nie bei einer bevölkerungs- repräsentativen Umfrage im Auftrag von Parship.ch. 51% der Singles sind schon länger als 5 Jahre ohne feste Partnerschaft, in der Westschweiz sind es sogar 57%.

Von den Paaren, die weniger als 15 Jahre * zusammen sind, haben sich die Meisten über das Internet kennengelernt (27%), gefolgt von „Durch Freunde/Be- kannte“ (16%), „Beim Ausgang“ (je 15%) und „Am Arbeitsplatz“ (14%).

42% der Befragten gaben an, schon länger als 15 Jahre mit dem aktuellen Partner beziehungsweise der aktuellen Partnerin zusammen zu sein. Am tiefsten ist dieser Wert in der Ostschweiz (37%), am höchsten in Bern. Dort gaben 47% der Befragten an, schon länger als 15 Jahre in der gleichen Partnerschaft zu leben.

*Aufkommen der Online-Partnersuche

 

Zur Studie: Die bevölkerungsrepräsentative Studie „Sexualität in der Partnerschaft“ wurde vom 13. bis 21. Juni 2017 mittels Online-Interviews vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut marketagent.com im Auftrag der Online-Partneragentur Parship.ch durchgeführt. Befragt wurden 1‘500 Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren in der deutschen und französischen Schweiz. Davon leben 63% in einer Partnerschaft.