Gefühle für Roboter für jede(n) Dritte(n) denkbar
An der mittels Web-Interviews in der ersten Junihälfte durchgeführten Studie von Parship.ch beteiligten sich 1‘000 Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren in der Deutschschweiz und in der Romandie. Die Studie befasste sich mit dem Image der heutigen Singles in der Gesellschaft, aber auch mit Fragen, was Beziehungen in der Zukunft prägen wird.
Dabei wurde nicht nur die Einschätzung der Beziehung zwischen Menschen abgefragt, sondern auch jene zwischen Mensch und Maschine. Eine Mehrheit der Befragten (64%) glaubt nicht, dass „smart technology“ jemals einen Menschen vollständig ersetzen wird. Aber bereits 18% schliessen dies nicht kategorisch aus, falls eine Maschine emotionale Intelligenz erkennen liesse. Weitere 18% sagen sogar ganz klar „Ja“ dazu. Als Grund geben sie dabei an, dass manche Menschen bereits heute eine innige Beziehung zu ihrem Smartphone oder Tabletcomputer hätten.
Bei den Jungen ist der Prozentsatz jener, für die eine emotionale Beziehung mit einem Roboter durchaus vorstellbar ist, noch höher: 22% bei den 18- bis 29-Jährigen und sogar 24% bei den 30- bis 39-Jährigen. Auch der Anteil jener, die eine solche Beziehung im Falle von Einsamkeit für denkbar halten, ist bei den 20-bis 29-Jährigen mit 25% überdurchschnittlich hoch; die 30- bis 39-Jährigen liegen mit 17% diesbezüglich im Bevölkerungsdurchschnitt. Insgesamt können sich 47% der 20- bis 29-Jährigen und 40% der 30- bis 39-Jährigen vorstellen, dass die emotionale Verbundenheit von einem Mensch zu einer Maschine in Zukunft eine mögliche Alternative zu einer Beziehung zwischen zwei Menschen sein könnte.
„Emotional intelligente Maschinen können schon in naher Zukunft verschiedene Aspekte dessen, was uns in einer Beziehung wichtig ist, abdecken“, sagt dazu der Zukunftsforscher Georges T. Roos, der die Resultate der PARSHIP.ch- Studie analysiert hat. „Was auf den ersten Blick absurd klingt, ist bei genauerem Hinsehen schon Teil unserer Realität. So kann beispielsweise ein Chat-Flirt mühelos Gefühle auslösen, obwohl es keine sinnlich wahrnehmbare Reaktion des Gegenübers gibt. Dies ist ein erster Schritt zur Simulation.“
Singles fühlen sich von Gesellschaft akzeptiert
Die repräsentative Umfrage zeigt, dass aktuell 27% der Schweizer Bevölkerung nicht in einer Partnerschaft leben. Zählt man die sogenannten „Mingles“ hinzu, die eine unverbindliche, aber nicht offizielle Beziehung führen, sind es sogar 32%. Von diesen Singles und Mingles ist zwar rund die Hälfte (48%) einer Partnerschaft nicht grundsätzlich abgeneigt, sucht jedoch nicht aktiv nach einem Partner oder einer Partnerin. Am höchsten ist der Single-Anteil der Bevölkerung in der Nordwestschweiz (39%), am tiefsten im Mittelland (26%).
Die meisten Singles (rund 90%) fühlen sich auch ohne Partner/in wohl. Ein Grund dafür ist das allgemeine Bild, das die Gesellschaft von Singles heutzutage hat: Als positive Aspekte des Single-Daseins nannten die Befragten die Unabhängigkeit (86%), gefolgt von der besseren Möglichkeit, sich auf die Karriere zu konzentrieren (76%). Auch hätten es Singles einfacher, weil sie nur für sich allein entscheiden müssten (71%).
Nach Ansicht einer Mehrheit der Bevölkerung in der deutschen und französischen Schweiz geht der Trend in Richtung von noch mehr Singles: So sagten 48% der Befragten auf die Frage, ob es in Zukunft mehr Singles geben werde, „Ja“. Weitere 42% antworteten mit einem „Vielleicht“. Demgegenüber glauben nur 10%, dass dies nicht der Fall sein wird.
Trotzdem muss nach Meinung von Zukunftsforscher Georges T. Roos die Prognose, in Zukunft würden immer mehr Menschen allein leben, nicht zwingend eintreffen. „Wenn man Menschen über die Zukunft befragt, erfährt man vor allem etwas über ihre Sorgen und Hoffnungen. Ich deute die Umfrage-Ergebnisse deshalb mehr als Sorge, dass Beziehungen noch volatiler werden. Denn in der Multioptionen-Gesellschaft gibt es keine Garantien mehr für eine lebenslange Beziehung“, sagt Roos.
Spassfaktor in Beziehungen wird immer wichtiger
Auf die Frage, welche Faktoren in einer Beziehung immer wichtiger würden, antworteten beinahe neun von zehn Befragten (87%) „Spass und ein abwechslungsreiches Leben“. Ebenfalls als sehr wichtig wird die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung eingestuft (85%). Nur etwas mehr als jede/r Zweite (54%) glaubt demgegenüber, dass in Zukunft die Bedeutung offener Partnerschaften zunehmen werde.
Bei der Frage, wie man in Zukunft seinen Partner oder seine Partnerin suche, sagten 54% aus, dass das Internet an Bedeutung gewinnen werde; nur 9% glauben, das Gegenteil werde der Fall sein. Heute liegt das Internet mit 55% auf Platz vier der Möglichkeiten, einen Partner kennenzulernen; auf Rang 1 ist der Freundeskreis (67%), gefolgt von Ausgehen (65%) und dem Arbeitsplatz (62%).
Partnersuche im Internet ist gesellschaftsfähig geworden
Als Hauptvorteil für die Partnersuche via Internet wird die Möglichkeit genannt, selektiv suchen zu können (42%). Demgegenüber erwähnte in der Umfrage nur noch jede/r Fünfte (21%) die Möglichkeit, anonym zu bleiben, als Grund für die Online-Partnersuche. Im Jahr 2005 hatten noch knapp 50% der Befragten die Anonymität als wichtigen Grund angegeben, online einen Partner zu suchen. Seither hat dieser Faktor kontinuierlich an Bedeutung verloren.
„Diese Entwicklung zeigt, dass es heute längst kein Tabu mehr ist, seinen Partner und seine Partnerin im Internet zu suchen“, sagt Martin Dobner, Senior Director International bei PARSHIP. Gemäss der neuen Studie, haben bereits 18% der Romands und der Deutschschweizer im Internet die grosse Liebe gefunden.